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Gesundheitsmarkt - Wie krank ist das denn?

Marxistische Blätter 1_2017

Erschienen am 01.01.1970
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9969379000169
Sprache: Deutsch
Umfang: 148
Einband: Paperback

Beschreibung

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr als einziger profitfreier Sektor unseres Gesundheitsmarktes, in dem allein der Mensch im Mittelpunkt steht? Mit dieser Mär will Kriegs­ministerin von der Leyen ihrem hauseigenen Pflegenotstand begegnen. »Hier kämpfst Du für Deine Patienten. Nicht für den Profit«, verkünden Großplakate und Kleinanzeigen. Der Slogan: »Hier gehen Dir die Patienten niemals aus.« wäre vor dem Hintergrund der zahlreichen bundesdeutschen (natürlich von Profit- und Machtinteressen geleiteten) Kriegseinsätze und ihrer wachsenden Opferzahlen in aller Welt ehrlicher gewesen. Insofern ist auch das in dieser Werbekampagne suggerierte Alleinstellungsmerkmal »Nicht für den Profit« ein einziger Etikettenschwindel. Aber richtig sehen die Marketingfreaks der Bundeswehr: für die Masse der Menschen, die sich für heilende oder pflegende Berufe entschieden haben oder interessieren, steht der Mensch im Mittelpunkt und nicht der Profit. Und richtig ist auch: immer mehr Menschen machen – als Beschäftigte in »weißen Berufen«, als Patient*innen oder deren Angehörige – im Alltag immer öfter die Erfahrung, dass das auf dem »Gesundheitsmarkt« genau andersrum ist. Hier knüpft unser Schwerpunktthema »Gesundheitsmarkt – Wie krank ist das denn?« an und geht der Misere unseres Gesundheitswesens auf den Grund. Hans Ulrich Deppe, Medizinsoziologe aus Frankfurt, argumentiert in »Markt, Wettbewerb und Medizin« ganz grundsätzlich, warum Gesundheit oder Krankheit keine Ware ist und welche Mechanismen kapitalistischer Wettbewerb im Gesundheitswesen auslöst. Wolfgang Albers, Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, schildert, wie die Regierenden in den vergangenen Jahren den gezielten »Ausverkauf der Daseinsvorsorge« betrieben haben. (Siehe auch die Rezension seines neuen Buches »Zur Kasse bitte! Gesundheit als Geschäftsmodell« in dieser Ausgabe.) Thomas Kunkel, Vorstandsmitglied im vdää, schreibt über die konkreten Folgen der Fallpauschalen in den Krankenhäusern. Nele Kleinehanding und Gerhard Trabert (www.armut-gesundheit.de) fokussieren den Blick auf die Menschengruppen in unserem reichen Land, die immer mehr durch’s Netz der Gesundheitsversorgung fallen. Sie klagen das als Menschenrechtsverletzung an und fordern »Gleichwürdigkeit«. Jan von Hagen, Sekretär bei ver.di NRW, skizziert den Tarifkampf der Krankenhausbeschäftigten – nicht nur in der Berliner Charité- um mehr Personal und Entlastung. Kathrin Vogler (MdB), gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag umreißt Elemente linker Gesundheits- und Pflegepolitik, mit denen ihre Partei – nicht nur in den 2017er Wahlkämpfen – für das Menschenrecht auf Gesundheit streiten will. Und zum Abschluss des Schwerpunktes veröffentlichen wir einen kleinen Auszug aus einem Vortrag von Manfred Scharinger (www.arbeiter-innen-kampf.org) über Krankheit und Gesundheit bei Marx und Engels, der in voller Länge als MASCH-Skript erschienen ist. Der Tagungsbericht »Zu Besuch bei Gesundheitsbewegten« und die Geburtstagsthesen von Hans Ulrich Deppe »Demokratische Medizin als soziale Bewegung« gehören natürlich auch zum Thema. All das verstehen wir als unseren bescheidenen Beitrag zur Formierung einer stärkeren »Gesundheitsbewegung« und zur Unterstützung der Tarifkämpfe, die in unser aller Interesse hoffentlich zum »Pflegeaufstand 2017« werden. -- LoG